Die Bewahrung d​es Wortes

Können wir den Berichten der Bibel vertrauen?

Wenn es darum geht, wer Jesus ist, widersprechen sich der Qur’an und das Indschil in wichtigen Punkten. Deshalb wird gern behauptet, das Indschil sei verfälscht worden und heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Fassung vorhanden.

Diese Behauptung ist für einen Muslim nicht unproblematisch, denn:

1. bestätigt der Qur’an das Indschil als Gottes Wort.
2. sind Gottes Worte unveränderlich.

Doch unabhängig davon muss man der Frage nachgehen, ob die Bibel, die wir heute kennen, dieselbe ist, die ursprünglich geschrieben wurde.

Übersicht

Die Bibel unterteilt sich in das Alte Testament (Tanach - die jüdischen Schriften) und das Neue Testament/ Indschil. Die 39 Bücher des Alten Testament wurden in einem Zeitraum von ca. 1200 Jahren (1606 v. Chr. (Mose) – ca. 420 v. Chr. (Maleachi)) in hebräischer und aramäischer Sprache abgefasst. Die 27 Schriften des Neuen Testaments wurden im Zeitraum von 32-98 n. Chr. in griechischer Sprache geschrieben und im Zuge der Kanonisierung der Bibel als gültiger Teil des Bibelkanons bzw. als heilige, inspirierte Schrift anerkannt. Unumstritten waren aber schon vorher die vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Trotz der langen Zeiträume und der vielen Autoren wird in der Bibel seit der Schöpfung ein durchgehender roter Faden gezogen: Seit dem Sündenfall, der Rebellion des Geschöpfes gegen seinen Schöpfer, ist die Welt der Vergänglichkeit unterworfen. Die Sünde hat Eintritt in Gottes Schöpfung erhalten, und damit auch der Tod. Der Mensch und die gesamte gefallene Welt warten auf die Erlösung. Versprochen wird ein Retter, der die Macht des Todes brechen und letztlich den Satan selbst besiegen würde. Der Mensch könnte endlich wieder in Beziehung mit seinem Herrn leben.

Das Alte Testament

Der Tanach wurde von den Juden mit höchster Ehrfurcht behandelt und im Tempel bzw. in den Synagogen aufbewahrt. Abschriften wurden unter Anwendung von speziellen Abschreib- und Zählsystemen erstellt, um Fehler möglichst zu vermeiden. Außerdem ist der Tanach – wie die gesamte Bibel – ein Buch der erfüllten Prophetien und hat sich als solches schon oft als göttlich inspiriertes Wort erwiesen.
Das wird am Buch Daniel deutlich, welches im 6. Jahrundert v. Chr. verfasst wurde. Hier finden sich bis zur Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahr 70 n. Chr. über 200 erfüllte Prophetien über die Weltgeschichte. Schon seit 300 n. Chr. wurde das Buch Daniel als Fälschung bezeichnet, mit der Begründung, dass es echte Prophetie einfach nicht geben könne.

Dieses Argument wurde über die Jahrhunderte von Kritikern aufgegriffen, bis in den Jahren 1947 ff. in Qumran unzählige Abschriften der Bibel gefunden wurden – hierunter auch acht Fragmente des Buchs Daniel, wovon das älteste auf ca. 125 v. Chr. datiert wurde. Die gefundenen Manuskripte sind wiederum Abschriften und gehen auf ältere Vorlagen zurück.

Die Funde in Qumran ließen auch die Kritik am Buch Jesaja verstummen; insbesondere am Kapitel 53, wo auf eindrucksvolle Weise der leidende Gottesknecht prophezeit wird. Die Prophetie zeichnet ein so deutliches Bild vom Leiden Jesu, dass die einfachste Erklärung von Kritikern war, es müsse sich um eine Fälschung aus frühchristlicher Zeit handeln. Die Große Jesajarolle mit der Bezeichnung „1QJes a“, die in Qumran gefunden wurde, umfasst den fast vollständigen Text des Buchs Jesaja (inkl. Kapitel 53). Die Abschrift wurde auf ca. 200 v. Chr. datiert.

Das Neue Testament

Tatsächlich ist von den Urschriften des Neuen Testaments kein Original mehr vorhanden. Dafür gibt es heute über 5600 katalogisierte Manuskripte des Neuen Testaments (davon 306 Stück, die bis ins 3. Jhd. zurückgehen). Der „Codex Sinaiticus“, das älteste vollständig erhaltene Neue Testament, lässt sich auf ca. 350 n. Chr. datieren.
Zusätzlich zu den griechischen Dokumenten gibt es insgesamt ca. 24.000 Manuskripte in anderen Sprachen (Latein, Äthiopisch, Slavisch, Armenisch).

Das älteste heute vorhandene Manuskript ist ein Fragment aus dem 18. Kapitel des Johannes-Evangeliums und wurde auf ca. 100-150 n. Chr. datiert. Gefunden wurde es in Ägypten, weit entfernt von Ephesus in Kleinasien, wo das Evangelium vermutlich niedergeschrieben wurde. Bedenkt man, dass das Johannes-Evangelium zeitlich gesehen als letztes der vier Evangelien gilt und die klarst​en Behauptungen über die Gottheit Jesu anstellt, kann man die Bedeutung dieses Manuskripts nicht hoch genug einschätzen. Die Kreuzigung ereignete sich um ca. 30 n. Chr. Maximal im Zeitraum von 70-120 Jahren wurden alle vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) verfasst. Kritische Wissenschaftler sehen den Ursprung des Johannes-Evangeliums max. 60-70 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung. Es ist wichtig zu erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt die Zeitzeugen der Geschehnisse und die Gegner dieser Lehre noch am Leben waren. Den Augenzeugenberichten der Apostel hätte also leicht von anderen Augenzeugen widersprochen werden können, die Lehre wäre zerstört worden.

Kein anderes Werk der Antike kann in Sachen Textbelegen mit dem Neuen Testament/ Indschil mithalten. Allein wegen der Menge an vorhandenen Manuskripten kann man auf die Korrektheit der Schriften schließen. Varianten (also Schreibfehler, zusätzliche oder fehlende Passagen, abweichende Lehren usw.), die in bestimmten Manuskripten auftauchen, werden mit allen übrigen Manuskripten verglichen – dadurch können in den Manuskripten vorhandene Fehler korrigiert werden.

Das Neue Testament hat nicht nur in mehr Manuskripten als jedes andere antike Werk überlebt, sondern auch in ursprünglicherer Form als jedes andere große Buch.

Wir können schlussfolgern, dass das Indschil, das wir heute besitzen, mit dem ursprünglichen quasi identisch ist. Genauso wichtig ist aber, dass es sich beim Indschil, das wir heute besitzen, genau um die Schriften handelt, die schon zu Zeiten Muhammads in der Welt verteilt waren.

Was ist mit den anderen Evangelien?

Es existieren auch andere Evangelien, zum Beispiel: Barnabas-Evangelium, Evangelium vom Kreuz, Evangelien von Thomas, Petrus, Judas usw.

Hier handelt es sich um falsche Evangelien. Schon zur Zeit der Apostel wurde versucht, unter falschem Namen und der damit verbundenen Autorität der Apostel neuartige Lehren in den Gemeinden zu verbreiten. Das mag ein Grund gewesen sein, dass Paulus als Erkennungszeichen seine Briefe an die Gemeinden im Grußwort immer selbst schrieb. Unter dem Einfluss gnostischer und mystischer Lehren haben so einige Verfasser im zweiten oder dritten Jahrhundert n. Chr. auch andere „Evangelien“ verfasst und versucht, Jesus für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Falsche Schriften konnten allerdings schon von der Urkirche durch Anwendung bestimmter Kriterien (1. Apostolische Autorität, 2. Übereinstimmung mit den Glaubensregeln der Kirche, 3. Allgemeine Anerkennung und Verwendung) erkannt und ggf. verworfen werden. Bei der Kanonisierung der Bibel im 4. Jahrhundert wurde also letztendlich bestätigt, was schon vorher Schrift und Lehre der Christenheit war, und verworfen, was schon vorher nicht anerkannt war.

Auch zu späteren Zeiten wurden noch solche falschen Evangelien verbreitet. Eines davon ist das Barnabas-Evangelium. Hier kann man ein paar Aspekte untersuchen, um herauszufinden, ob es sich evtl. um einen authentischen Bericht handelt:

- Wie alt sind die ältesten heute existierenden Textdokumente? Wird in anderen Texten darüber berichtet? 
- Gibt es historische oder geographische Fehler? Wird bspw. von einer Schifffahrt zu einem Ort berichtet, der mitten auf dem Festland liegt? 
- Werden Texte zitiert oder Lehren angewandt, die erst viel später entwickelt wurden?

So kann man im Fall des Barnabas-Evangeliums schnell zu dem Schluss kommen, dass es sich um eine Spätschrift handelt, die als Maßnahme gegen die christliche Lehre verfasst wurde.

Um den Vergleich zu verdeutlichen: Die vier anerkannten Evangelien stammen aus dem 1. Jhd n. Chr., nur Jahre oder Jahrzehnte nach dem Leben Jesu verfasst. Das älteste, komplett erhaltene Neue Testament, das heute existiert, stammt aus dem 4. Jhd n. Chr. Also über 1000 Jahre älter als die ältesten erhaltenen Dokumente des Barnabas-Evangeliums.

Konsequenz

Gottes Worte sind unveränderlich. Er bewahrt seine Botschaft. Das muss nicht bedeuten, dass es im Zuge des antiken Kopiervorgangs nicht zu Schreibfehlern kommen konnte. Vielmehr hat er dafür Sorge getragen, dass sich seine Botschaft der Rettung in der Welt verbreitet hat. Es ist heute auf erstaunliche Weise belegbar, dass er sein Wort tatsächlich erhalten hat.

Darf ich eine Übersetzung der Bibel lesen?

Klar darfst du das! Die Bibel ist Gottes inspiriertes Wort, d.h. der Herr hat Menschen beauftragt und ihnen durch seinen Geist eingegeben, was sie schreiben sollen. Doch die Menschen haben die Texte selbst geschrieben, in ihrer Sprache und mit ihrem Schreibstil.

Natürlich wäre es besser, wenn man hebräisch und altgriechisch versteht und damit die Texte in Originalsprache lesen kann. Doch der Inhalt ist auch in einer Übersetzung klar verständlich. Die Frohe Botschaft, die jedem Menschen Versöhnung mit Gott anbietet, ist eine Botschaft für die ganze Welt. Jeder Mensch soll sie hören und jeder Mensch kann sie verstehen. Deshalb ist an einer Übersetzung der Bibel nichts auszusetzen.

Allein im Deutschen gibt es viele verschiedene Übersetzungen der Bibel. Wenn man eine Übersetzung sucht, die leichter verständlich ist, kann man z.B. mit einer „Neues Leben“-Übersetzung beginnen. Wenn man eine genauere Übersetzung sucht, ist die „Schlachter“- oder „Elberfelder“-Bibel wahrscheinlich eine bessere Wahl.

Die wichtigste Entscheidung

Was bedeutet es für uns, wenn das Indschil nicht verfälscht wurde? Wenn das heutige Indschil dasselbe ist wie das zu Muhammads Zeiten – das, welches der Qur’an als Gottes Wort bestätigt?

Was ist, wenn die Behauptungen über Jesus stimmen?

Dann sind alle anderen Fragen zweitrangig. Dann ist der Jesus der Bibel unsere einzige Hoffnung zur Versöhnung mit Gott.